Fußball: Wenn Geld Tradition und Vereinsliebe ablöst. Ein Kommentar.

Fußball: Wenn Geld Tradition und Vereinsliebe ablöst. Ein Kommentar.

Fußball, was einst Sport der kleinen Leute und vor allem der Fans war, ist heute ein Sport einiger superreicher, korrupter und schummelnder Funktionäre. Die Tradition der Vereine ist vielen Spielern nichts mehr wert, denn diese wollen Geld und davon am liebsten viel und schnell. Klar, eine Profi-Karriere im Fußball geht meist – je nachdem wann man debütiert und seinen Durchbruch feiert – nur 15-20 Jahre, in denen man Geld verdient. Ist es dennoch okay, nur des Geldes wegen nach Saudi Arabien zu wechseln? Warum die UEFA das Financial FairPlay mehr durchsetzen sollte und warum wir in Deutschland für die Erhaltung von 50+1 kämpfen sollten.

Von Cristiano Ronaldo bis Karim Benzema: Immer mehr international bekannte Top-Stars wechseln nach Saudi Arabien. Anders als bei anderen Transfers sind die Gründe hier nicht vielfältig, sie wechseln alle wegen des Geldes. Aber brauchen Spieler wie Ronaldo, Benzema und Kante das Geld aus dem reichen Wüstenstaat? Ich sage nein. Als Beispiel sei Karim Benzema genannt. Er verdiente mit seinem letzten Vertrag bei Real Madrid wahrscheinlich um die 10 Millionen Euro pro Jahr. Bei seinem neuen Verein Al-Ittihad soll er wahrscheinlich das Sechsfache, an die 60 Millionen Euro pro Jahr verdienen.Einige Quellen berichten sogar von bis zu 200 Millionen Euro. Benzema war 14 Jahre bei Real und hätte theoretisch weiter verlängern können. Der aktuelle Sieger des Ballon d’Or (Auszeichnung zum Weltfußballer des Jahres) ist mit Erling Haaland und einigen anderen der beste Mittelstürmer der Welt. Der Schritt jetzt nach Saudi Arabien ist für viele Fans nicht nachvollziehbar. Doch im modernen Fußball scheint Geld leider über Allem zu stehen und man kann nichts tun.

Financial Fair Play

Kommen wir jetzt zum Financial Fair Play. Wenn wir auf die Ausgaben der Top 5 Ligen in der Saison 2022/2023 schauen, fällt eine Sache auf: Die Premier League hat in Summe etwa drei Milliarden Euro an Transferausgaben. Alle anderen Ligen der weltweiten Top 5 zusammen haben hingegen „nur“ zweieinhalb Milliarden Euro Ausgaben. Dies liegt daran, dass jeder Club in der Premier League einen finanzstarken Investor hat, der dem Verein viel Geld zur Verfügung stellt. In der letzten Saison war zum Beispiel der FC Chelsea sehr aktiv auf dem Transfermarkt. Über 600 Millionen Euro investierte Todd Bhoely, der den Verein erst letztes Jahr von Roman Abramowitsch übernommen hat. Aber wie viel haben die „Blues“ denn eingenommen? 100, 200 oder 300 Millionen Euro? Nicht ganz: Der Club nahm etwa 70 Millionen Euro ein und erwirtschaftete ein Minus von einer halben Milliarde! Eine sehr chaotische Saison später qualifizierte sich der Club nicht wie so oft für den europäischen Wettbewerb sondern landete auf einem enttäuschenden 12. Platz. Aber was haben die Richtlinien der UEFA damit zu tun? Nun, die UEFA soll Vereine vor zu hohen Verlusten schützen und sie im Falle eines Verstoßes hart bestrafen. Strafen gab es auch, jedoch meist für kleine Clubs aber nie gegen die Big Player. Dies ist ein Problem, da die Vereine ohne Konsequenzen seitens des Verbands immer so riskant weiter machen können und eventuell irgendwann ihre Rechnungen nicht begleichen können. So geschehen beim FC Barcelona: Die Katalanen haben aktuell etwa eine Milliarde Euro schulden und stehen kurz vor dem Ruin. Hätten sie einen Investor, wäre es kein Problem. Aber den haben sie nicht, weswegen sie für ihre Schulden eigenständig und hochverzinst aufkommen müssen.

Die 50+1 Regel

Warum ist es also wichtig, dass wir in der Bundesliga die 50+1 Regel behalten? Zum einen schützt diese Regel die Vereine vor ihrem eigenen Management, wenn dieses finanziell riskant arbeitet. Jeder Verein hat die Möglichkeit, sich wirtschaftlich stabil aufzustellen und wer dies nicht tut, macht sich von Geldgebern abhängig. Und das wird früher oder später bestraft, ob sportlich oder wirtschaftlich. Außerdem verhindert 50+1 Konstrukte wie RB Leipzig, in denen das Schicksal eines Vereins in den Händen eines Konzern liegt – und das ist gut. Doch wie bei fast jeder Regel gibt es auch ihre Schattenseiten und Schlupflöcher. Die werden zum Beispiel im Fall von RB Leipzig, der TSG Hoffenheim und Hannover 96 ausgenutzt, da sich die Geldgeber hier als Dritt-Sponsoren tarnen oder sich eine Machtposition schaffen und die DFL so umgehen. Allerdings sind dies nur Ausnahmen.

Was kann man also sagen ? Fußballer sollten ihr Geld verdienen dürfen, jedoch sollten Vereine sich wirtschaftlich so aufstellen, dass sie nur minimal auf Investoren angewiesen sind. Die Fans sollten wieder mehr Zugriff auf ihren Sport haben, denn der Fußball gehört keinen reichen Investoren sondern den Fans.

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